Kiten lernen ist deutlich leichter und geht schneller als viele denken. Hier gebe ich dir ein paar Kniffe mit auf den Weg, damit du schnell zum Erfolg kommst. Viel Spaß!
Ein Kitesurfkurs macht Sinn, aber ist nicht immer notwendig
Ich habe viele Jahre selbst als Kitesurflehrer gearbeitet, schon allein deswegen glaube ich, dass sich ein Kitesurfkurs lohnt um Kiten schnell und sicher zu lernen - allerdings nicht völlig uneingeschränkt.
In Deutschland besteht keine allgemeine Scheinpflicht für Kitesurfer. Lokal kann es jedoch Sonderregelungen geben. Im Kitebereich meines Homespots, dem Steinhuder Meer, kannst du zum Beispiel ohne Schein deinem Hobby nachgehen.
Wenn du jemanden kennst, der sich sehr gut mit dem Sport auskennt und dir alles Nötige beibringen kann, ist ein Kitekurs also nicht zwangsläufig nötig. Dafür müsst ihr euch, dann aber auch genug Zeit nehmen und dein Freund oder Freundin sollte genug Motivation mitbringen sich einige Tage zusammen mit dir ins Wasser zu stellen.
Ich rate dir in jedem Fall davon ab Kitesurfen auf eigene Faust lernen zu wollen. Du begibst dabei nur dich und alle anderen am Strand unnötig in Gefahr.
Vorteile eines Kitesurfkurses
Auch wenn Kiten in den letzten zehn Jahren wahre Sprünge in Sachen Sicherheit gemacht hat hilft dir ein guter Kitekurs als sicheres Lernumfeld um schnell Lernfortschritte feiern zu können. Du musst dich nur auf dich und den Kite konzentrieren und weißt, dass ein Profi neben dir steht, der die Lage immer im Griff hat.
Für viele gute Kiter liegt der eigene Kurs schon eine ganze Weile zurück. Techniken, die für Anfänger wichtig und schwer zu erlernen sind, führt ein erfahrener Kitesurfer aus ohne darüber nachzudenken. Um dir die Bewegungsabläufe und Techniken richtig beizubringen sollte dein Lehrer wissen was du am besten wie und auch in welcher Reihenfolge lernst. Am besten weiß das natürlich ein Kitesurflehrer.
Bei einem Kurs lernst du alle sicherheitsrelevanten Kniffe und bekommst ein umfassendes Wissen vermittelt. Das alles kann dir auch jemand beibringen, der selbst Erfahrung im Kitesurfen hat, aber bei einem Kurs bist du dir ganz sicher, das nichts vergessen wird.
Nach diesem steilen Plödoyer für Kitesurfkurse: Mir haben übrigens zwei Freunde Kiten beigebracht und das hat auch funktioniert. Trotzdem finden wir es als Wet-Feet-Team natürlich gut, wenn du sicher ausgebildet wirst und unterstützen dich darin einen Kurs zu machen, indem wir dir die Kursgebühr bis 200€ beim Kauf einer Einsteigerausrüstung gutschreiben.
Wo den Kitekurs machen?
Das wichtigste während deines Kurses ist, dass du ausreichend Wind hast – 10 Knoten reichen völlig aus. Ohne Wind fliegt kein Kite und du wirst im besten Fall nach Hause geschickt und bekommst dein Geld zurück. Im schlechtesten Fall wirst du mit unnötig langem Theorieunterricht bei der Stange gehalten. Am besten suchst du dir ein windsicheres Revier für deinen Kurs aus, wenn möglich eine Schule an Nord- oder Ostsee.
Es ist wichtig, dass du deinen Kurs bei einer guten Schule machst. Informier dich auf jeden Fall vorab im Internet und ließ dir Bewertungen durch. Ein paar Dinge auf die du achten solltest:
- Wird mit neuem Material geschult?
- Gibt es einen ausreichend großen Stehbereich oder ein überzeugendes Schulungskonzept?
- Wird pro Lehrkraft mit nicht mehr als vier Neulingen am Schirm geschult (besser nicht mehr als zwei)?
- Was passiert wenn kein Wind ist?
Leider sind besonders günstige Kurse oft nicht zu empfehlen. Der Preis kommt oft dadurch zustande, dass einfach zu viele Schüler oder Schülerinnen auf eine Lehrkraft kommen. Die Lehrkraft ist auf dem Wasser nur damit beschäftigt zwischen allen hin und her zu waten und hat kaum Zeit sinnvolle Hilfestellung zu geben.
Die richtige Dauer des Kurses
Ein Kitekurs sollte mindestens über ein Wochenende gehen. Bei einem solchen Zweitageskurs wird dir das komplette sicherheitsrelevante Wissen vermittelt. Außerdem werden dir die Basics mit dem Schirm beigebracht und mit ein wenig Talent darfst du vielleicht auch schon mit dem Board üben. Kiten lernen geht nicht über Nacht, aber auch der dahin macht Spaß. Nach einem Zweitageskurs bist du auf jeden Fall bereit um zu Zweit an einem Schirm weiter zu lernen.
Wenn du mehr Zeit und das nötige Kleingeld hast wird dich ein längerer Kitekurs schneller voran bringen. Nach vier Tagen wirst du auf jeden Fall die ersten Fahrversuche unternommen haben und vielleicht auch schon in der Lage sein in eine Richtung zu fahren.
Bei längeren Kursen lernst du natürlich mehr und in der Schulung werden dann auch schon erste technische Unsauberheiten, die du dir sonst angewöhnen würdest, ausgeglichen. Wichtig ist, dass du ganz zu Anfang eng betreut wirst und erst wenn du dich sicher fühlst, starten und landen kannst, weißt wie der Schirm sich verhält und was die anderen auf dem Wasser machen alleine an einen Schirm gehst. Hier solltest du immer noch beobachtet werden, damit du aus dem Feedback lernen kannst, aber auch damit dir in Notsituationen schnell geholfen werden kann.
Unsere Partnerschule ist Kite Passion auf Fehmarn. Du lernst hier nicht nur auf unserer Lieblingsinsel und dem Kitehotspot Deutschlands, sondern bekommst bei Kite Passion auch eine extrem gute und enge Betreuung. Super nette und kompetente Lehrer und Lehrerinnen mit einem klasse Schulungskonzept, welches dich wirklich unheimlich schnell aufs Board bringt.
Ein guter Kitespot macht das Lernen viel einfacher
Wenn die Frage aufkommt zu welchem Spot du fährst um zu üben gibt es eine Reihe von Begebenheiten auf die du achten solltest.
Meiner Meinung nach ist es am Anfang am wichtigsten, dass der Spot über einen ausreichend großen Stehbereich verfügt. Kitesurfen Lernen macht nicht nur viel mehr Spaß, wenn du nicht den ganzen Tag schwimmen musst, sondern ist auch viel weniger anstrengend. Du hast mehr Kraft und kannst deine ganze Aufmerksamkeit deinem Lernfortschritt widmen. Außerdem ist es gerade am Anfang viel sicherer auf dem Wasser, wenn du stehen kannst.
Auch wenn ein abgelegener Strand natürlich etwas für sich hat empfehle ich dir als Einsteiger an einen Spot zu fahren der noch andere Kiter anzieht. Zum einen spricht das für die Qualität des Spots und zum anderen sind dann immer Leute in der Nähe, die zur Not ein Auge auf dich haben. Ein erfahrener Kiter sieht dir sofort an, dass du Anfänger bist und Wassersportler achten aufeinander!
Du solltest niemals bei ablandigem Wind aufs Wasser gehen. Auch wenn andere Leute das vielleicht machen tust du dir damit keinen Gefallen. Die Gefahr, dass etwas schiefgeht und du oder dein Kite aufs Wasser hinausgezogen wird ist zu groß.
Ich habe einen Blogeintrag über die besten Spots für Anfänger zum Kiten lernen geschrieben. Hier bekommst du eine Auswahl von super Spots.
Immer ein Auge auf die Windvorhersage
Sicherlich kennst du die Internetseite Windfinder schon. Wenn nicht: Willkommen! Hier kannst du für sämtliche Spots weltweit immer eine aktuelle Windvorhersage abrufen. Du wirst sehr viel Zeit unter der Woche damit zutun die Windvorhersage fürs Wochenende im Auge zu behalten und leider wird Windfinder dich von Zeit zu Zeit auch mal enttäuschen.
Kiten kann ein zeitintensives Hobby sein. Diese Zeit wirst du aber, sobald du angefixt bist gerne aufbringen. Damit du aber nicht umsonst deine Pläne umschmeißt und deine sieben Sachen zum nächsten Spot beförderst ist es wichtig Windvorhersagen einschätzen zu lernen. Mit der Zeit bekommst du ein Gefühl dafür bei welchen Vorhersagen sich die Reise lohnt und wann du die Zeit besser zuhause nutzt.
Mit einer guten Ausrüstung lernst du schneller
Wie bei fast allen Sportarten hast du auch beim Kitesurfen mit einer guten, an deine Bedürfnisse angepassten, Ausrüstung mehr Spaß.
Gerade zu Anfang sollte die Sicherheit an oberster Stelle stehen. Das heißt nicht, dass du dich nicht durchs Wasser fetzen und neue Sachen ausprobieren solltest – ganz im Gegenteil. Das heißt nur, dass wenn es drauf ankommt die Sicherheitssysteme zuverlässig funktionieren müssen. Wenn der Schirm nicht richtig auslöst und du den halben Tag mit Schwimmen verbringst bist du am Ende des Tages kaum weitergekommen.
Achte darauf, dass dein Material nicht zu alt ist und es zu Materialversagen kommen kann. Nahezu alle Systeme der letzten zehn Jahre funktionieren im Notfall an sich zuverlässig. Wenn das Plastik spröde oder die Leinen durchgerieben sind hilft das aber auch nicht weiter.
Du brauchst nicht das neueste und beste Material um Kitesurfen zu lernen. Ich selbst habe Kitesurfen an einem damals schon alten Kite gelernt und es hat am Ende auch geklappt. Der Weg dahin ist ganz einfach schwerer, dauert länger und macht weniger Spaß. Wenn du wissen möchtest was den perfekten Anfängerkite ausmacht lies am besten meinen Blogeintrag zu dem Thema.
Kiten ist eine Teamsportart
Klingt ziemlich bescheuert, aber da ist was dran. Mit Freunden unterwegs zu sein bringt eine ganze Menge an Vorteilen mit sich – auf und abseits vom Wasser.
Als Anfänger wirst du viel schneller Lernen, wenn du mit mehreren Leuten auf dem Wasser bist und dich nicht alleine durchschlagen musst. Viele Probleme am Schirm lassen sich zu Zweit schneller lösen und du verbringst effektiv mehr Zeit mit dem Üben.
Gerade am Anfang ist es unheimlich wichtig von außen Feedback zu bekommen. Wenn ich mich daran zurückerinnere wie sich die ersten Male am Schirm angefühlt haben kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich völlig im Tunnel war. Alles ist überfordernd und passiert verdammt schnell. Genau das gleiche habe ich dann später bei eigentlich allen meinen Kiteschülern beobachtet. Oft machst du Kleinigkeiten falsch für die du im Eifer des Gefechts kein Auge hast. Wenn du einen Freund dabei hast oder Freunde um dich herum fahren ist immer jemand mit einem Tipp zur Stelle.
Auch wenn du mal nicht am Schirm bist kannst du durch Zuschauen viel Lernen. Deine Körperhaltung während der Fahrt wirst du nur perfektionieren können, wenn du oft genug anderen Kitern zugeschaut hast. Dabei hilft es genauso gut auf Fehler zu achten oder zu schauen was gute Fahrer anders machen.
Dass du mit Freunden mehr Spaß haben wirst liegt denke ich auf der Hand. Wie viel mehr Spaß die ganze Geschichte machst musst du allerdings erstmal selber rausfinden. Was nützt es dir, wenn du einen neuen Trick ausprobierst, dich völlig zerlegst und am Ende des Tages niemanden hast der dich dafür feiert?!
Vom Kitelenken zum ersten Sprung
Ich sehe immer wieder, dass Leute kaum geradeausfahren können und trotzdem schon versuchen zu Springen. Mal kann man das auch machen – Kiten soll schließlich Spaß machen. Wenn du aber besser werden möchtest kannst du im Grunde nichts Dümmeres machen. Wer Techniken übt für die er noch nicht bereit ist gewöhnt sich Fehler an und braucht dann umso länger sich die Gurkentechnik wieder abzugewöhnen. Gerade beim Kiten habe ich die Erfahrung gemacht, dass man den Sport so viel schneller lernt, wenn man eins nach dem anderen macht.
Aller Anfang ist der Start des Schirms aus dem Wasser – das solltest du sicher drauf haben bevor du weitermachst. Die ersten Stunden auf dem Wasser mit dem Schirm in der Luft solltest du nur damit verbringen den Schirm hin und her zu fliegen und deine Schirmbeherrschung zu trainieren. Kitesurfen macht zu 90% Schirmbeherrschung aus und nur zu höchstens 10% deine Technik mit dem Board.
Das große Ziel ist es natürlich aufs Board zu kommen. Probiere zu Anfang ruhig die ganze Zeit auf deiner Schokoseite (die hat fast jeder). Wenn deine Versuche dann ein paar Mal von Erfolg gekrönt waren versuche dich an der anderen Seite. Ganz wichtig ist, dass du nicht jedes Mal so weit fährst wie es nur irgend geht. Versuche lieber bewusst nach 50m abzubremsen und wieder zurück zu gehen. Dadurch wirst du nicht so schnell müde und mehr Versuche in kürzerer Zeit haben. Dein Lernfortschritt wird es dir danken. Beim ersten Mal Fahren kannst du natürlich laufen lassen!
Wenn du in beide Richtungen starten kannst übe das kontrollierte Anhalten. Klingt super öde, ist aber super wichtig und das nicht des Anhaltens wegen. Beim abbremsen wirst du das erste Mal deine Boardkante richtig belasten und ins Wasser drücken. Du musst möglichst schnell ein gutes Gefühl für die Kante bekommen, denn nur so wirst du später Höhelaufen und Springen können.
Als nächstes solltest du üben in beide Richtungen sicher zu fahren. Versuche beim Richtungswechsel dich nicht komplett ins Wasser zu setzen, sondern nur kurz einzutauchen und gleich weiterzufahren. Damit das gelingt musst du deinen Schirm während des Anhaltens ganz langsam über dir auf die andere Seite lenken und dabei leicht die Bar anziehen.
Der nächste große Schritte ist das Höhe fahren. Das heißt, dass du gegen den Wind fahren kannst und nicht mehr mit dem Kite gegen den Wind latschen musst. Die richtige Technik zum Höhefahren basiert auf Kopfsteuerung und Kantendruck. Die Richtung in die du beim Fahren schaust gibt auch die Richtung vor in die du fährst. Deswegen ist es wichtig, dass du dir früh antrainierst nicht immer auf den Schirm zu schauen und nach Gefühl zu lenken.
Wenn du Höhe fahren kannst bist du bereit für deine ersten Sprünge. Du hast gelernt mit Kantendruck zu arbeiten und durch den kontrollierten Richtungswechsel genug Schirmgefühl um deinen Kite sicher zu steuern. Fahre auf Halbwindkurs und fliege deinen Kite möglichst schnell auf zwölf Uhr. Versuche den Kurs so lange es geht zu halten. Wenn du merkst, dass dich der Schirm nach vorne zieht, lehne dich nach hinten, ziehe die Bar ran und ab geht’s!
Ich hoffe du konntest etwas für dich mitnehmen und hattest Spaß beim Lesen. Wenn du Fragen hast nutze einfach die Kommentarfunktion und ich beantworte dir gerne deine Fragen!